Heidi Zacher

Skicross-Fahrerin/Markenbotschafterin

Heidi Zacher begann ihre Karriere als alpine Skiläuferin 2004, als sie im Alter von 15 Jahren erstmals bei einem FIS-Rennen in Bischofswiesen an den Start ging. Die ersten Siege bei internationalen Wettkämpfen feierte sie Anfang 2006, als sie zwei Juniorenslaloms für sich entscheiden konnte. Mittlerweile ist Heidi in der Disziplin Skicross im Weltcup unterwegs und eine der weltbesten Fahrerinnen. Bei den Weltmeisterschaften 2017 in der spanischen Sierra Nevada schrammte sie nur knapp an einer Medaille vorbei. Leider verletzte sich Heidi Anfang des Jahres schwer am Knie und musste als eine der Medaillenfavoritinnen ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen 2018 absagen. Wir wünschen Heidi einen schnellen und optimalen Heilungsprozess.

18. März 2019 / Lesedauer: 20 Minuten
© Klaus Listl

Es dauerte vielleicht zwei, drei Tage. Dann richtete sie ihren Fokus auf das Gesundwerden, auf einen schnellen Heilungsprozess, vor allem aber auch positive Gedanken. Kurz zuvor riss sich Heidi Zacher im Training das Kreuzband. Und das in dem Jahr, indem sie zu den Besten ihres Fachs gehörte. In einem Winter, bei dem sie zu Beginn der Saison jedes Rennen als Erste oder Zweite abschloss. Und im Jahr der Olympischen Spiele 2018 in Südkorea. Eine Medaille, vielleicht Gold, zum Greifen nah.

„Was bringt mir das Hadern mit diesem Schicksalsschlag“, so Heidi Zacher an einem Mittag auf ihrem Hausberg. Die Gipfelhöhe des Brauneck liegt bei 1.555m. Unten an der Talstation ist die Isar nicht weit entfernt und dahinter liegt das kleine, beschauliche Örtchen Lenggries. Hier ist Heidi groß geworden, hier lebt sie immer noch. In einer Ortschaft, welche bekannt ist für seine Skilegenden, wie beispielsweise Martina und Andreas Ertl oder auch Michaela, Hilde und Annemarie Gerg. Alle fuhren wie auch Heidi für den SC Lenggries. Am Brauneck hat dieser Skiclub seinen eigenen Trainingshang, der nur für die Skisportler reserviert ist.

"Was bringt mir das Hadern mit diesem Schicksalsschlag"

„Ich habe wirklich schon im Krankenhaus meinen Fokus und meine Hauptaufgabe auf die REHA gelegt. Ich will hier im Sommer wieder radrennfahren, der optimale Vorbereitungssport für mich. Und es ist auch nicht die erste schlimme Verletzung. Vor zehn Jahren habe ich mir das andere Kreuzband gerissen, und vor sechs Jahren hatte ich einen Spiralbruch im Schienbein erlitten. Ich kenne das Prozedere des Fit werden gut genug.“

Ihre positive Art ist nicht gespielt. Diese Grundeinstellung steckt in ihr und jeder, der sie wie wir jetzt so kennenlernt, kann das spüren und wird begeisternd mitgerissen. „Was wäre gestern“ hilft ihr dabei nicht. Und an der Art und Weise, wie sie die Wochen und Monate danach mit der Genesung und der REHA angeht, erkennt man auch, dass Heidi eine Profisportlerin ist. „Ich freue mich auf die kleinen Schritte, die da kommen.“

Als Leistungssportlerin ist man schnell auf das nächste Ziel fokussiert. In Deutschland gehört Heidi nicht nur zu den besten Ski-Cross-Fahrerinnen, zurzeit ist sie die Beste. Sie zählt weltweit zu den fünf stärksten Läuferinnen. Mit zwei Jahren rutschte sie das erste Mal den Hang hinunter und als kleines Mädel später wartete sie im Winter immer sehnsüchtig auf ihren Papa, damit man zumindest noch eine Fahrt am Hang machen konnte, wenn er pünktlich Feierabend hatte.

© GEPA pictures/ Matthias Hauer

Einen Skikurs benötigt man hier als Einheimischer eher nicht. Man hat die Eltern, man hat die Gene. Mit fünfzehn, sechzehn Jahren war sie in den klassischen Disziplinen wie Slalom oder Riesenslalom unterwegs. In der Saison 2008/09 dann erstmalig im Ski-Cross. Hier qualifizierte sie sich auf Anhieb für die stattfindenden Weltmeisterschaften in Japan 2009. Es folgten die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi. Ihre ersten Olympischen Spiele waren auch zeitgleich der Startschuss für Ski-Cross bei diesem Großevent. Seit dieser Zeit ist der Deutsche Skiverband (DSV) für den Ski-Cross verantwortlich.

„Selbstverständlich haben wir unter dem DSV eine bessere Förderung. Doch wir im Ski-Cross bringen jedes Jahr Geld mit. Wir müssen zusätzlich noch einige Euros investieren, damit wir unserer Leidenschaft, diesem Sport nachgehen dürfen.“, so Heidi Zacher an diesem sonnigen April-Tag im Panorama Restaurant Brauneck.

Ski-Cross ist somit in der Öffentlichkeit noch eine junge Sportart mit seinen besonderen Regeln. Es ist eine der wenigen Sportarten im Wintersport, bei denen die Herren und Damen die gleichen Strecken fahren. Es wäre zu aufwendig, zwei Strecken zu bauen. Somit sind die Herren und Damen den Winter über immer komplett gemeinsam unterwegs. Die Weltcup-Woche startet in der Regel mit zwei Trainingstagen, dann die Qualifikation und das Hauptrennen. Dort treten dann immer vier Damen im Viertelfinale gegeneinander an. Im Finale fahren vier Fahrerinnen die Siegerin aus. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt so zwischen 60-80 Stundenkilometer, in der Spitze fahren die SkiCross-Fahrerinnen 100 km/h.

Der Weltcup startet im Dezember mit der sogenannten Cross-Alps-Tour. Diese Tour von sechs Rennen ist von der Idee an die Vier-Schanzen-Tournee angelehnt und findet in Europa statt. Hier findet auch das Rennen in Innichen – Südtirol – statt. Die Gemeinde, die vor allem auch durch Die Drei Zinnen bekannt ist, ist mitunter geprägt von Einwohnern, die mit Nachname Zacher heißen. „Die sind alle nicht mit mir verwandt. Aber es ist schon lustig, dass ich hier fast schon einen eigenen Fanclub habe.“ Die Organisatoren schauen auch mittlerweile darauf, dass eines der Kinder die bei der Nummernübergabe vor dem Rennen pro Läuferin dabei sind, natürlich Zacher heißt. Und die Kids sind dann entsprechend stolz. Selbstredend, dass Heidi im vergangenen Winter das Rennen als Siegerin für sich entscheiden konnte und es schon seit langer Zeit zu ihrem Lieblingsweltcup zählt.

 „Mir macht diese Sportart einfach viel Spaß. Zum einen ist Körperkontakt erlaubt, aber wir müssen auch untereinander sehr viel Vertrauen in unsere Konkurrentinnen haben. Mein Schienbeinbruch 2012 rührte daher, dass eine Fahrerin bei einem Rennen von hinten in mich hineingefahren ist. Aber das Verhältnis untereinander ist, bei allem Erfolg den man möchte, geprägt von Achtung und Respekt. Wir trainieren viel miteinander, da es nicht so viele Trainingskurse gibt. Da trifft man sich sehr oft und der Zuspruch nach meiner Verletzung war auch sehr groß. Zudem müssen wir oft sehr taktisch denken. Wann überholen wir, wo und an welcher Stelle attackieren wir. Das ist einfach etwas anderes, als wenn du alleine einen Hang auf Zeit hinunterfährst.“, beschreibt Heidi ihre Leidenschaft.

© GEPA pictures / Daniel Goetzhaber

Eine extrem wichtige Rolle spielt dabei auch der Servicemann. „Ich merke sofort, dass ich heute ein echt gutes Brett habe. Mit einem gut gewachsten Ski gewinnst du auch mal Rennen, wo du einen Fehler machst.“ Daher sei die Beziehung und die Absprache zu ihm extrem wichtig. Er kümmert sich bereits vor der Saison um die richtigen Ski, er spricht mit den Herstellern und kein Ski ist nach der Produktion noch so, wie wir ihn bekommen haben. „Pro Saison haben wir 4-5 Ski mit unterschiedlichem Belag. Das ist wie bei einem Auto mit Reifen. Wir fahren mit unseren Brettern ja auch auf unterschiedlichsten Schneebedingungen, mal kalt, mal hart, mal warm, mal weich. Daher kann es aber auch mal vorkommen, dass du Pech hast. Da kommst du perfekt aus dem Windschatten deiner Konkurrentin heraus und der Ski läuft nicht. Das ist halt dann so.“

 Ebenfalls wichtig ist der Schuhexperte. Auch hier gibt es für die Läuferinnen einen eigenen Ansprechpartner. In der Regel wird der Schuh eine Nummer kleiner bestellt. Dann wird er kontrolliert erhitzt und dem Fuß entsprechend angepasst. Ein bis zwei Paare pro Saison reichen hier aber aus.

Beruflich ist Heidi Zacher bei einer Bank angestellt. „Ich arbeite bei der Raiffeisenbank in Bad Tölz. Dort habe ich meine Lehre zur Bankfachwirtin absolviert. Ich war damals die erste Leistungssportlerin, die man unter Vertrag genommen hatte. Daher war es auch mein Ziel, die Lehre bestens abzuschließen“. Das gelang ihr und sie wurde Jahrgangsbeste. „Ich bin heute noch bei der Bank und denen auch unheimlich dankbar. In den Wintermonaten werde ich viel und meistens freigestellt, damit ich den Sport ausüben kann. Und im Frühjahr erarbeitete ich mir noch viele Überstunden, damit ich das Vorbereitungstraining auch absolvieren kann“. Vor zwei Jahren schloss Heidi Zacher berufsbegleitend das MBA Studium zum General Management in Salzburg ab und arbeitet heute bei der Bank als Teamassistenz Firmenkunden.

„Und, machst Du in diesem Winter wieder weiter oder sind die nächsten Olympischen Spiele 2022 in Peking Dein Ziel?“, lautete natürlich eine unserer Fragen. „So weit denke ich noch nicht. Wir Wintersportler freuen uns nach einer Saison erst einmal auf Sonne, auf das Meer, auf Fahrradfahren. Du kannst dann eine gewisse Zeit lang keinen Schnee mehr sehen. Bei mir kommt das Feuer und die Leidenschaft erst so im August oder September, wenn wir auf dem Gletscher unsere ersten Trainings haben.“, informiert uns Heidi über die nächsten Monate. „Ich will jetzt mit Hilfe der REHA in Berchtesgaden weitere positive Schritte in der Genesung machen. Dann will ich wieder beschwerdefrei Rennradfahren. Und den Rest werden wir sehen.“

Insgesamt rechnet man bis zu 9 Monate nach einem Kreuzbandriss und sollte es auch nicht zu frühzeitig wagen. Zu oft erleiden Athletinnen dann einen Rückschlag oder auch die gleiche Verletzung. Somit wird der Saisonstart in der Skihalle Neuss wohl zu früh kommen. Hier trifft man sich jedes Jahr im Sommer, um den Start zu trainieren, der im Rennen oft sehr wichtig ist. Wir freuen uns mit Heidi Zacher einen Menschen, eine Athletin, eine Skisportlerin als Markenbotschafterin gewonnen zu haben. Sie passt zu unserer jungen und wilden Marke RED, sie passt zu uns Menschen.

Wir drücken Heidi die Daumen, dass sie die Ziele erreicht, die sie sich selbst gesteckt hat und sind positiv gestimmt, dass sie das schaffen wird.

Persönliche Daten:

  • Geburtsdatum: 17.03.1988
  • Beruf: Bankfachwirtin, MBA Verein: SC Lenggries
  • Hobbies: Kochen, Lesen, SUP’n (=Stand Up Paddeln)
  • Sportart: Ski-Cross-Fahrerin

Größte Erfolge:

  • 6-fache Weltcup-Siegerin
  • Platz Gesamtweltcup 2011
  • Platz Gesamtweltcup 2017 & 2018
  • 3-fache Deutsche Meisterin Teilnahme an fünf Weltmeisterschaften, darunter Platz 4 in Nevada (2017)
  • Teilnahme an zwei Olympischen Spielen in Vancouver und Sotschi

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