KOLLEGE KI

ELEKTRO 4.0.

Künstliche Intelligenz im Elektrohandwerk? Auf den ersten Blick eine abwegige Idee. Schließlich hat ein Algorithmus keine Hände, um ein Werk zu vollbringen. Bei genauerem Hinsehen ergeben sich jedoch zahlreiche Anwendungsbereiche für die Schlüsseltechnologie der Zukunft.

27. August 2024 / Lesedauer: 8 Minuten
Mann steht neben einem Roboter, beide machen dieselbe Pose.
Künstliche Intelligenz bietet zahlreiche neue Chancen, die Produktivität von Handwerksbetrieben zu steigern.
© iStock

Als Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet man Technologien, die die Fähigkeiten des menschlichen Denkens in bestimmten Bereichen imitieren. Spätestens seit Ende 2022, als das Unternehmen Open AI mit dem Chatbot ChatGPT für Aufmerksamkeit sorgte, steht das Thema im Fokus der Öffentlichkeit. In vielen Branchen machen sich seither Sorgen um die Zukunft der Arbeitsplätze breit. Zunächst die Entwarnung: Es ist unstrittig, dass KI die Arbeitswelt in Zukunft massiv beeinflussen wird – laut einer Studie von Goldman Sachs könnten weltweit bis zu 300 Millionen Stellen verschwinden. Jedoch sind sich Experten einig, dass ausgebildete Fachkräfte wie Elektriker auch auf lange Sicht nicht durch KI ersetzt werden können. Allerdings kann sich ihr Arbeitsalltag verändern – zum Guten.

Wie viele Wirtschaftszweige steht auch das Elektrohandwerk vor einer Phase der Transformation, angetrieben durch die fortschreitende Digitalisierung. Künstliche Intelligenz stellt dabei einen Gamechanger dar, der das Potenzial hat, die Effizienz, Sicherheit und Qualität in der Elektrobranche zu verbessern. Dabei geht es nicht darum, menschliche Mitarbeiter überflüssig zu machen, sondern bestimmte Arbeitsschritte zu erleichtern. Die Perspektiven für den Einsatz von KI sind vielfältig und reichen von der Automatisierung von Prozessen bis hin zur Entwicklung intelligenter Systeme zur Diagnose und Wartung.

ELEKTRO 4.0.

 

Hier sind einige Beispiele, wie KI das Elektrohandwerk revolutionieren könnte.

  • Vorausschauende Wartung
    KI-gestützte Systeme können dazu beitragen, Ausfälle von elektrischen Anlagen vorherzusagen, indem sie große Mengen von Daten analysieren, um Muster und Anomalien zu erkennen. In der Folge lassen sich Wartungsarbeiten präventiv vornehmen, was zu weniger ungeplanten Ausfallzeiten und niedrigeren Instandhaltungskosten führt.
  • Automatisierte Inspektionen
    Drohnen und Roboter, die mit KI-Algorithmen ausgestattet sind, können zur Inspektion von Stromleitungen, Schaltanlagen und anderen elektrischen Anlagen eingesetzt werden. Potenzielle Sicherheitsrisiken lassen sich so frühzeitig erkennen.
  • Energieeffizienzoptimierung
    Intelligente KI-Systeme sind in der Lage, den Energieverbrauch in Gebäuden zu analysieren und zu optimieren. Sie können beispielsweise automatisch die Beleuchtung und die Raumtemperatur anpassen, um Energie zu sparen, ohne den Komfort zu beeinträchtigen.
  • Personalisierter Kundenservice
    KI-gestützte Chatbots und virtuelle Assistenten können Kundenanfragen zu Produkten, Dienstleistungen oder Terminvereinbarungen schnell und effizient bearbeiten.
  • Entwicklung innovativer Produkte
    Herstellern bietet KI die Chance, innovative Produkte zu entwickeln, die den Bedürfnissen ihrer Kunden optimal entsprechen. Ein Beispiel sind intelligente Stromzähler, die KI-Algorithmen verwenden, um das Verbrauchsverhalten der Nutzer zu analysieren und Prognosen über zukünftige Energiebedarfe zu erstellen.
  • Personalmanagement und Schulung
    KI kann auch eingesetzt werden, um Arbeitsabläufe zu optimieren, Mitarbeiter zu schulen und Kompetenzen zu bewerten. Durch die Analyse von Daten zu Mitarbeiterleistung und -effizienz können Unternehmen Schulungsprogramme entwickeln, die gezielt auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter zugeschnitten sind.
Es gibt bereits beeindruckende Beispiele für die Anwendung von KI im Elektrohandwerk, beispielsweise eine KI-basierte Grundrisserkennung.
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Zugegeben, manches davon erscheint noch weit weg – es gibt aber heute schon innovative KI-Anwendungen, die Althergebrachtes im Elektrohandwerk auf den Kopf stellen. So hat ein deutsches Unternehmen beispielsweise ein cloudbasiertes, mobil einsetzbares Softwaretool für kabelgebundene Installationen im Angebot, das gängige Planungs- und Umsetzungsprozesse für Elektroinstallationen mit Gebäudeautomation und erneuerbaren Energietechnologien drastisch verkürzt und vereinfacht. Die Software wurde jüngst um eine auf KI beruhende Grundrisserkennung erweitert, die zur automatisierten Erfassung von Räumen dient. Die Details der Elektroplanung werden auf Basis verschiedener, automatisch erkannter Raumparameter angepasst. Die Grundrisserkennung fußt auf einer vom Unternehmen entwickelten selbstlernenden Technologie. Die Planung eines Einfamilienhauses inklusive Smart-Home-System, Photovoltaikanlage, Energiespeicher und Wallbox dauert dank der KI-basierten Software nur noch eine halbe Stunde – anstatt zwei Tage. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel kann diese Zeitersparnis ein wichtiger Schlüssel zum unternehmerischen Erfolg sein.

Die Chancen, die KI im Elektrohandwerk bietet, sind allerdings auch mit Herausforderungen verbunden – beispielsweise Datenschutzbedenken, die Integration neuer Technologien in bestehende Arbeitsabläufe und die Notwendigkeit Mitarbeiter auf den Umgang mit KI vorzubereiten. Dennoch ist klar, dass KI eine Schlüsselrolle in der Zukunft des Elektrohandwerks spielen wird – und Unternehmen, die frühzeitig in diese Technologie investieren, einen Wettbewerbsvorteil erlangen können.

Mann arbeitet an einem Bildschirm, der an einem Roboterarm hängt.
KI wird eine Schlüsselrolle in der Zukunft des Elektrohandwerks spielen.
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