Skimanufaktur – Handarbeit im Fokus
DIY
Für den Gründer von Build2Ride sind es gute Zeiten: Der allgegenwärtige „Mach-es-zu-deinem-Projekt“- Trend weckt auch in immer mehr Wintersportlern den Wunsch, ihr Hobby mit einem individuellen Sportgerät zu betreiben. „Customizing ist im Schnee angekommen“, weiß Jungunternehmer Axel Forelle. Er veranstaltet hier an fast allen Wochenenden im Jahr Workshops mit Kunden, die Lust aufs Selbstbauen haben. Und das sehr erfolgreich: „Der Run auf individuelle Produkte, die hohen funktionalen und ästhetischen Ansprüchen gerecht werden, nimmt stetig zu“, so Forelle.
Mit seiner Leidenschaft fürs Handgemachte stemmt sich der Inhaber gleichzeitig einem Umstand entgegen, den er als Mythos bezeichnet. „Es ist der Mythos von einem Mustermenschen mit 1,83 m und 75 kg, der 86 % seiner Zeit beim Skifahren auf der Piste verbringt, 4 % auf Buckelpisten und den Rest im Tiefschnee“, sagt Axel Forelle. „Auf diesen Mustermenschen legt die Skiindustrie ihre Produkte aus. Aber die Menschen sind eben nicht alle gleich, sondern vollkommen unterschiedlich.“ So wie jedes Paar Skier, das die Werkstatt in der ehemaligen Schreinerei verlässt – hergestellt von demjenigen, der es später auch fahren wird.
Die anderthalbtägigen Selbstbau-Seminare sind so angelegt, dass auch Wintersportfans mit den berüchtigten „zwei linken Händen“ zu perfekten Ergebnissen kommen. Wenn die Teilnehmer in der ehemaligen Schreinerei ankommen, haben die Profis von Build2Ride schon eine wichtige Aufgabe für sie erledigt: Mit einer speziell hierfür entwickelten Hobelmaschine haben sie die Rohlinge in die richtige Form gebracht. Nach einer Theorie-Einführung zum Ablauf und Skiaufbau geht es dann Step-by-Step voran. Zuerst werden vier Stahlkanten von einer Trommel abgezwickt. Zentimeterweise müssen die knapp 8 m langen sperrigen Leisten nun samt scharfkantigen Zähnen um die vorbereiteten Skibeläge gebogen werden, fixiert nur durch Klemmen und Sekundenkleber. Im nächsten Schritt wird die glatte Belagunterseite abgeklebt und der Skibelag auf eine Holzbauform aufgetackert, die den Rohling später in die gebogene Form bringt. Und schon kommt die erste Epoxidharzschicht auf den Belag. Darüber wird als Trägerschicht der Untergurt gelegt, eine Glasfasermatte aus drei Lagen, die wiederum mit Harz getränkt wird. Wie bei Lasagneschichten folgen weiter ein Esche-Paulownia-Holzkern, der Obergurt als zweite Trägerschicht und der Oberbelag. Hier ist beinahe jedes Wunschdesign und -material möglich. Es folgt eine weitere Schicht Harz. Über den Oberbelag wird nun eine Lochfolie gelegt, darauf ein Saugvlies für überschüssiges Harz. Da der Skirohling bislang noch platt wie eine Flunder ist, werden nun für die Vorspannung des Skis unterschiedlich dicke Holzleisten unter die Grundplatte der Skiform gesetzt und der Rohling samt Form vorsichtig in einem Vakuumsack verstaut. Derart präpariert verschwindet das Regal mit zehn Paar angehenden Wintersportgeräten bei 80° über Nacht zum Krümmen und Aushärten im Ofen.
Am folgenden Tag werden die Skier frisch gebacken aus dem Backofen befreit und mit einer Stichsäge entlang den Skikanten aus dem Rohling gesägt. Danach heißt es schleifen, schleifen und noch mal schleifen, bevor der Oberbelag ein Klarlack-Finish bekommt. Zum Fertigstellen mit Bindungsmontage und professionellem Ski- und Belagservice werden die Selbstbau-Bretter zum „Skiverleih Garmisch-Partenkirchen“ am Hausberg gebracht. Kaum zwei Stunden später werden die perfekt präparierten Skier ihren stolzen Besitzern überreicht, inklusive Skibaudiplom.
Die Individualität und Kreativität, der man als Skibauer freien Lauf lassen kann, sind das Erfolgsgeheimnis der Skimanufaktur. Obwohl der Eigenbau kein ganz billiges Vergnügen ist: Bei 690 Euro liegt das Einsteigerangebot für den Workshop inklusive Skier oder Snowboard. Da ein gutes Paar Skier aus der Fabrik aber ähnlich viel kostet, ist das Angebot von Build2Ride eigentlich ein Schnäppchen: Das Preis-/Spaß-Verhältnis ist unschlagbar.
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